Die gute Seele ist von Bord gegangen

Porträtbild Günter

Günter Wigalpolski wurde am 29.09.1948 in Münster (Westfalen) geboren und ist am 10.12.2018 in Hamburg kurz nach seinem 70. Geburtstag verstorben. Über Günter gibt es viel zu erzählen, aber man hätte Günter einfach selbst erleben müssen.
Text: Christian Stuhlmann; Jean-Marc Göttert

Wer kannte ihn in der HANSA nicht? Herr Günter oder einfach Günny, wie ihn einige nannten, war so etwas wie die gute Seele der HANSA-Gastronomie. Fast keiner kannte seinen Nachnamen. Sein Markenzeichen war die gebrochene Nase, und manch einer wollte schon die Geschichte dazu hören. Aber Günny behielt sein Privatleben und seine Geschichten stets für sich, wie jeder gute Barkeeper es tut.

Er war klein und umtriebig, dennoch konnte man ihn nicht übersehen. Mit einem schelmischen, aufgeweckten Blick und immer einem frechen Spruch auf den Lippen stand er hinten dem Tresen der Gastro und hat Jung und Alt in der HANSA bedient.

Günter war ein bunter Vogel, ein Mensch, der in seinem Leben viel erlebt hat. An manchen Tagen war er zuvorkommend, an anderen Tagen verhielt er sich wie eine Diva, die ihrem Publikum nur das geben wollte, was ihm gefiel. Er war authentisch, und so mochten wir ihn!

Seit 2005 arbeitete er in der HANSA, damals noch für den ehemaligen Pächter Rainer Jäschke. Er war bekannt für seine sehr direkte Art. Für manchen etwas zurückhaltenden Hanseaten war das eine Herausforderung, und so konnte er auch schon mal mit dem einen oder anderen anecken. Trotzdem konnte man ihm nicht lange böse sein. Hinter der rauen Schale versteckte sich auch ein feinfühliger Mensch, der genau spürte, ob es seinem Gegenüber gut geht oder nicht.

Günter wäre nicht Günter gewesen, wenn er sich nicht täglich aufregen und über Gott und die Welt lästern konnte. In den vergangenen sechs Jahren hat er mindestens zweimal im Jahr schriftlich gekündigt. Und doch kam er jedes Mal einen Tag später wieder. Ohne Murren, ohne große Worte hat er für die HANSA sehr viel gemacht. Der Verein war ein ganz wesentlicher Mittelpunkt seines Lebens. Und egal wie der Einzelne ihn wahrgenommen hat: Der Club und jedes einzelne Mitglied waren ihm sehr wichtig.

Günters Leben war bunt und schillernd. Ein wenig davon verriet er dann doch: Schon mit 16 Jahren zog es ihn nach Hamburg, wo er meist auf St. Pauli in den Kneipen und Bars arbeitete (wie sollte es auch anders sein). Nach Aufenthalten in Paris und London, wo er ähnliche Jobs gemacht hatte, machte er sich in München selbstständig und betrieb dort einen eigenen Club. Zu seinen Gästen zählte viel Prominenz, unter anderem auch Rock- und Popstar Freddie Mecury. Von München ging er dann nach Berlin, und kehrte schließlich nach Hamburg zurück.

Rund 13 Jahre arbeitete Günter hinter und vor dem Tresen der HANSA. Bei Feierlichkeiten in der HANSA (JuSi, Roastbeefessen, Martinsgansessen, Kirschblütenfest und Tanz in den Mai) lief er zur Höchstform auf.

Hier durfte nichts schiefgehen. Jeder, der vom Club mit organisatorischen Aufgaben betraut war, und Fragen zum Ablauf insbesondere zum gastronomischen Teil hatte, wandte sich an Günter. Wie werden die Tische gestellt? Wer sitzt bei der JuSi wo? Günter hatte den Plan, und den setzte er dann auch um, manchmal auch gegen ein paar Wiederstände. Die Antwort auf Änderungsvorschläge sahen dann so aus: „Papepelapapp. Ich werde das wohl besser wissen.“

Und natürlich hat er selbst gerne gefeiert. Wo Günter war, war Stimmung, und der Kümmel durfte nicht fehlen. Und so haben wir über die Jahre eine Menge schöne Feste zusammen erlebt.

Er wurde im September 70. Leider verbrachte er seinen Geburtstag im Krankenhaus. Unglücklicherweise bekam er dort eine schwere Lungenentzündung und verstarb am 10. Dezember. Die Nachricht kam für alle sehr überraschend und hat Kollegen und Mitglieder tief getroffen.

Er wird uns in guter Erinnerung bleiben. Prost Günny, machs gut!

2 Replies to "Die gute Seele ist von Bord gegangen"

  • Gerhard Boehm
    7. Januar 2019 (21:31)
    Reply

    Vielen Dank für diesen wunderschönen Nachruf für Herrn Günter, der langjährigen festen und treuen Größe der HANSA Gastronomie.

  • Felicitas Saurenbach
    11. Januar 2019 (10:57)
    Reply

    @Christian und Jean-Marc, auch von mir herzlichen Dank für diesen wunderschönen Nachruf. Ich habe seine Lebensfreude noch vor Augen und seine gute Seele wird uns hoffentlich noch lange in der Hansa begleiten.


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