Als Landdienst auf historischer Tour durch Potsdam

Die diesjährige Barkentour der HANSA Gilde auf der Havel hatte für jeden Tag einen Landdienst für zwei Teilnehmer eingeplant. Der Landdienst kümmert sich um den Gepäcktransport zum nächsten Nachtquartier der Gruppe, er besorgt die Verpflegung für die Mittagsrast, kauft Trinkwasser für die Mannschaft und sucht den Liegeplatz für die folgende Nacht der Barke. Manchmal hat der Landdienst „frei“, und kann in Ruhe die Umgebung erkunden, mit überraschenden Fundstücken.

Text von Gerhard Boehm


Als Landdienst am zweiten Rudertag hatten Jörn Franck und Gerhard Boehm, das große Glück kein Gepäck schleppen zu müssen, und Bedarf an Getränken gab es auch nicht. Es gab daher ausreichend Freizeit und Neugier auf die Sehenswürdigkeiten in der Nähe der Havel.

Als erstes wurde die Villa der Wannsee-Konferenz angesteuert, wo Reinhard Heydrich, der Chef der Sicherheitspolizei, am 20. Januar 1942 die Konferenzteilnehmer zu einem Frühstück mit anschließender Besprechung einlud, bei dem auf der Grundlage einer „vorherigen Genehmigung“ Hitlers, die „Endlösung“ aller europäischen Juden koordiniert wurde.

Ganz in der Nähe sahen wir den etwa zwei Tonnen schweren Flensburger Löwen, der über das Wasser direkt auf das Strandbad Wannsee und die Havelseen schaute.

Weiter ging es zum Glienicker Park aus dem heraus wir unsere Ruderbarke und die berühmte Glienicker Brücke erblickten, über die, die USA und die Sowjetunion im „Kalten Krieg“ gegenseitig Spione austauschten.

Ein historisches Erlebnis war dann unser Besuch im Schloss Cecilienhof. Vom 17. Juli bis 2. August 1945 fand hier das Gipfeltreffen der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges statt, an dem die „Großen Drei“, der amerikanische Präsident Harry S. Truman, die britischen Premierminister Winston Churchill bzw. Clement Attlee und der sowjetische Staatschef Joseph Stalin, teilnahmen.

Die Potsdamer Konferenz ist eines der bedeutendsten historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Sie gilt weltweit als Symbol für den Endpunkt des Zweiten Weltkrieges und den Ausbruch des „Kalten Krieges“, der zur Spaltung Europas durch den „Eisernen Vorhang“ und zum Bau der „Mauer“ führte. Das im Schloss Cecilienhof verabschiedete „Potsdamer Abkommen“ legte den Grundstein für eine Neuordnung in Deutschland, Europa und der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Führung durch die Konferenzräumlichkeiten erfolgte sehr bequem mit einem Audiogerät, das interessante Einblicke in die Geschehnisse in und um Potsdam im Sommer 1945 gab.

In der Nähe von Schloss Cecilienhof liegt auf dem Pfingstberg (mit 76 Metern eine der höchsten Erhebungen der Stadt Potsdam) der romantische Prachtbau Belvedere – Schöne Aussicht – der mit seinen Arkaden, Kolonnaden Galerien zum „Lustwandeln“ einlädt. Von den beiden Türmen hat man die schönste Aussicht auf Potsdam bis nach Berlin. Somit war das Belvedere Ensemble im wahrsten Sinne der Höhepunkt unseres Landdienstes, den wir als als Sahnehaube zu unseren Rudertagen auf der Havel erlebt haben. 

Das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam
Hier am runden Tisch mit den drei Fahnen im Potsdamer Cecilienhof trafen 1945 Joseph Stalin, Harry S. Truman und Winston Churchill als Vertreter der drei Siegermächte zusammen.
Gedenkplakette an der Villa am Wannsee.
Glienicker Brücke: Blick von der Potsdamer Seite
Treffen der „Großen Drei“, der amerikanische Präsident Harry S. Truman (mitte), der britische Premierminister Winston Churchill (links) und der sowjetische Staatschef Joseph Stalin, auf der Potsdamer Konferenz am 25. Juli 1945.

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