Wanderrudern, Wollmanufaktur und Whiskey

Grün  soweit das Auge reicht, urige Kneipen und gastfreundliche Menschen – fast jeder träumt von einer idyllischen Wanderrudertour auf den Flüssen Irlands. 2019 könnte es was werden, denn  Hans-Heinrich Busse wird im September eine solche Traumtour anbieten. Gerhard Bohem war bereits 2017 dabei und schwärmt noch heute von dieser „Dreiflüssefahrt“. Hier sein Bericht aus dem „Dorf der Mönche“.
Bericht und Fotos: Gerhard Boehm

Täglicher Startpunkt für die Rudertouren war der kleine Ort mit dem zunächst unaussprechlichen Namen „Graiguenamanagh“, der von den beteiligten Ruderinnen und Ruderern daher im Chor geübt werden musste. Das hörte sich dann an wie, „Greg-na-ma-nah“ an und bedeutet, „Dorf der Mönche“, die dort die größte Zisterzienser Abtei Irlands im Jahre 1204 gegründet hatten.

Rudern auf drei Flüssen

Vor etwas mehr als einem Jahr, im September 2017, trafen sich fünf Hanseaten mit 15 weiteren Ruderern aus Deutschland am Flughafen von Dublin, um in einer Woche das Ruderrevier der drei Schwestern (The Three Sisters) im Südosten der Republik Irland kennen zu lernen. Fahrtenleiter war Hans-Heinrich Busse, der die Region zuvor eingehend erkundet hatte. 2019 soll es wieder eine Fahrt nach Graiguenamanagh geben.

Captain Brian Roberts

Täglicher Begleiter der Rudertouren war der Captain, d. h. der Vorsitzende, des örtlichen Ruderklubs, Brian Roberts. Er transportierte die vier WinTech Gigvierer mit seinem Trailer zu den Einsatzstellen und holte sie stets auch von den Endpunkten wieder ab.

Seit 19 Jahren betreibt er auch das Gästehaus „Waterside“ in Graiguenamanagh, in dem auch die Rudergruppe untergebracht war. In seiner Studentenzeit war er ein erfolgreicher Steuermann auf Ruderregatten. Später gründete er den örtlichen Ruderklub.

Start mit einer Regatta

Der erste Tag der Dreiflüssefahrt begann gleich mit der Teilnahme am „Barrow Challenge River Race“ über 18 Kilometer von St. Mullin‘s bis New Ross. An dem Langstreckenwettbewerb hatten 45 Ruderboote der unterschiedlichsten Art und Bauweise teilgenommen.

Am schnellsten war auf der Tidenstrecke ein Skull-Rennachter, danach kamen die Rennvierer, die Gigvierer der Wanderruderer und danach geklinkerte Festsitzruderboote, Küsten-Zweier und sogar ein Einer in New Ross an. Alle vier Wanderboote erreichten im Mittelfeld das Ziel, was mit großem Respekt von den Veranstaltern bei der Siegerehrung erwähnt wurde.

Sicherheit wurde bei dem Wettbewerb groß geschrieben. Da die Ufer keinen Zugang hatten, wurden auf der Strecke 14 Motorboote mit jeweils einem Sicherheits- „Marshall“ postiert.

Geklinkerte Festsitz Holzboote vor dem „Barrow Challenge River Race“

Ungewohnt war für die deutschen Gäste der viele Schlamm auf der Steganlage in New Ross, durch den man barfuß oder mit Wasserschuhen bei Niedrigwasser aussteigen musste.

Am nächsten Tag setzten wir die Boote bei Carrick on Suir (gesprochen: Tchuhr) ein und ruderten mit ablaufendem Wasser auf dem River Suir nach Waterford, der ältesten Stadt in der Republik Irland.

Auf dem River Barrow

Der dritte Tag war unser 7-Schleusen-Tag auf dem River Barrow von Goresbridge flussabwärts bis zum Ruderklub in Graiguenamanagh. Für die Schleusungen musste immer das Flussbett verlassen werden, um jeweils auf einem schmalen Schleusenkanal in die Schleuse einzufahren.

Der River Barrow ist nach dem River Shannon – mit 192 km der zweitlängste Fluss in Irland. Der Barrow wurde bereits in der Antike auf der Karte des Ptolemäus von 150 n. Chr. als Birgus bezeichnet.

Schleusung per Handbetrieb

Die Schleusen wurden von einem Helfer des Ruderklubs ausschließlich mit Muskelkraft bedient. Zuerst mussten die Holz- oder Stahltore mit langen Holzhebeln geöffnet bzw. das Untertor geschlossen werden. Danach wurden mit einer Kurbel die Schieber in den Toren geöffnet, damit die Schleuse geflutet oder geleert werden konnte. Jeweils zwei Boote nebeneinander passten „im Päckchen“ in die Schleuse. Diese Art der Schleusung wurde von Brian Roberts mit Begeisterung angenommen, denn bisher kannte er nur die Bootsschleusungen ohne Bootsbesatzung.

Idyllische Landschaft

Die Ruderstrecke mit den vielen Schleusen war besonders reizvoll, weil sie durch eine unberührte Natur mit viel Schilf führte. Auf der Backbord Uferseite war ein alter Treidelpfad unter altem Baumbestand und auf der Steuerbord schäumte stellenweise das Wasser des River Barrow über ein Wehr in das eigentliche Flussbett, denn nur im Schleusenkanal war eine sichere Passage gewährleistet.

Regen und Aufwärmen

Der vierte Tag war ein irischer Regentag, der alle Ruderinnen und Ruderer auf eine harte Probe stellte, weil die mitgebrachte Regenkleidung dem irischen Regen nicht standhielt. Schon nach einer Stunde war daher Schluss mit der Vorstellung und die Fahrt wurde vorzeitig beendet. Allerdings soll hier noch die Aufwärmphase mit offenem Feuer, heißen Getränken und einer kräftigen Suppe im Ausflugslokal von Saint Mullin‘s erwähnt werden.

Der Regentag bescherte der Gruppe als Trostpflaster den Besuch der alten Wollmanufaktur Cushendale Wool Mills, die noch mit den mechanischen Webstühlen aus der Abtei in Graiguenamanagh wunderschön gemusterte Plaids aus Wolle oder Baumwolle herstellte. Eine Spezialität der Manufaktur sind Wollgarne für irische Schals, Pullover und Mützen in modernen Farben. Das Garn wird nach traditioneller Art und Weise produziert, d. h. zuerst wird die Wolle gewaschen, getrocknet, eingefärbt und dann gesponnen und aufgespult.

Am letzten Rudertag wurden die Boote wieder in New Ross eingesetzt und dann bei Flut den River Nore hinauf gerudert bis Inistioge, einem verträumten Städtchen in der Nähe des berühmten restaurierten Woodstock Parks mit seinen Gärten und einem Arboretum.

Die Fahrt auf dem breiten Fluss war sehr abwechslungsreich, da die Gegend sehr hügelig ist und an manchen Stellen auch hohe Steilufer aufweist. Vom Wasser waren nur selten Gehöfte oder Dörfer zusehen. Die sichtbare Landwirtschaft entlang des Flusses bestand fast ausschließlich aus Weidewirtschaft für Kühe und Schafe.

Irischer Whiskey und nicht Whisky

In Inistioge war dann Schluss mit der Ruderei und Zeit für ein Familienfoto von allen Teilnehmern. Es folgte als einer der Reisehöhepunkte noch der Besuch der Walsh Whiskey Distillery auf Royal Oak, einem prächtigen Landsitz aus dem 18. Jahrhundert. Die Besucher aus Deutschland erlebten eine interessante Führung durch die erst vor einem Jahr eröffnete Whiskey Brennerei in der aus Gerste (barley) und separat auch aus Mais (maize) der irische Whiskey hergestellt wird. Bemerkenswert ist, dass zur Unterscheidung vom schottischen Whisky, das irische „Wasser des Lebens“ als Whiskey gehandelt wird.

Zum Ende des Besuches, nach viel Theorie, durften die Teilnehmer der Exkursion den Whiskey auch in kleinen Schlückchen probieren. Das Urteil der Probanden fiel recht gemischt aus, weil die Geschmäcker beim Whiskey eben doch sehr verschieden sind.

Ganz im Gegensatz dazu, waren alle Teilnehmer der erlebnisreichen Ruderexpedition auf den Flüssen Barrow, Suir und Nore voll des Lobes über eine Woche Rudern in Irland.

Hans-Heinrich Busse wird erneut eine Fahrt nach Irland ab den 22. oder 23. bis 28. oder 29. September 2019 anbieten. Dies soll als Vorabinformation für potentielle Interessenten gelten.
Die reguläre Anmeldung sowie das Programm folgt zum Jahresende. Die Tour selbst beinhaltet vier bis fünf Rudertage, einen Ausflug nach Kilkenny per Fahrrad oder ähnliche Touren.

 

Der River Nore bei der Ortschaft Inistioge.

Die HANSA grüßt aus Graiguenamanagh, genannt Dorf der Mönche.

Die historische Steinbrücke über den River Barrow bei Graiguenamagh

Das obligatorische Familienfoto der Teilnehmer der Irlandfahrt 2017.

Melanie und Hans-Heinrich im Boot: Im Hintergrund führt die beeindruckende Schrägseilbrücke bei Waterford über den River Suir. Die größte freie Spannweite misst 230 Meter.

 

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