Zwischen Licht und Dunkel
Die 9. Barkenfahrt des AAC/NRB fand in diesem Jahr auf den Barther Bodden Gewässern statt.
Ein Bericht von Gerhard Boehm.
Die traditionelle Barkentour des Landesruderverbandes Hamburg (AAC/NRB) wurde wieder von Hans-Heinrich Busse vorbereitet, aber wegen seiner Erkrankung von Jörn Stranz (DHuGRC) und Gerhard Boehm organisiert und betreut.
Die Teilnehmer bei dieser 9. Barkenfahrt, die abwechselnd in den Neuen und Alten Bundesländern stattfindet, kamen aus vier Hamburger Vereinen, dem RV Wandsbek, der RG HANSA, dem DHuGRC und den Hamburger Ruderinnen. Von der HANSA dabei waren Claudia Lange,
Michael Meineke,
Olaf Keim sowie der Autor des Berichtes.
Ziel dieser neunten Barkentour war die „Vinetastadt“ Barth am Rande der Mecklenburgischen Bodden-Gewässer.
Unter dem Begriff Bodden versteht man die einstigen breiten und flachen Meeresbuchten der Ostsee. Die Bodden erstrecken sich von Ribnitz-Damgarten im Westen, bis hin zu Greifswald im Osten. Sie enthalten schwach salziges Wasser und bedecken eine Fläche von etwa 1000 Quadratkilometern mit einer durchschnittlichen Tiefe von zwei bis fünf Metern*.
Ausgangspunkt für die Barkenfahrt war der Barther Seglerverein, der eine sehr gute Slipanlage (Rampe) für das Einsetzen der Barke und daneben auch einen geeigneten Ponton zum Ein- und Aussteigen der Besatzung besitzt. Gerudert wurde an drei Tagen, wobei die Tagesziele immer in Abhängigkeit von den vorherrschenden Winden ausgewählt wurden. Am ersten Tag wehte der Wind aus westlicher Richtung und daher erfolgte die erste Orientierungsfahrt –extra windgeschützt – auf dem „Barther Strom“ bis zur Mündung des Flusses „Barthe“.
Dabei merkten wir, dass Motorboote, bei dem teilweise sehr flachen Wasser, den Schlick im Mündungsbereich der Barthe so stark aufwirbeln, dass es hin und wieder zu einer deutlich spürbaren fauligen Geruchsbelästigung kommt. Die Fahrt auf dem nicht sehr breiten „Barther“ Strom ist abwechslungsreich. Schilf- und Waldufer und kleine Häfen für Fischer- und Sportboote wechselten sich ab und immer wieder sahen wir Schwärme von Zugvögeln am Himmel. Am auffallendsten waren dabei die lauten Kraniche, die in einer V-Form über uns hinweg flogen.
Am zweiten Tag sollte über den Barther Bodden, den „Zingster Strom“ und den „Prerower Strom“ nach Prerow gerudert werden, aber ein steifer Gegenwind aus dem Nordwesten wehte im Laufe des Vormittags immer heftiger und vereitelte unsere zu ambitionierten Pläne nach Prerow zu rudern. Andererseits sammelten wir so Bodden Erfahrungen und lernten, dass die flachen Bodden-Gewässer und die Winde von der sehr nahen Ostsee auch Gefährdungen und eine Verringerung der Fahrtgeschwindigkeit zur Folge haben können, die uns unerfahrenen Bodden-Ruderern zunächst fremd waren. Auch das Abkürzen eines durch Tonnen gesicherten Fahrwassers hatte für uns Folgen, denn plötzlich saßen wir fest auf einer Sandbank und hatten Mühe von dort wieder in tiefes Wasser zu gelangen.
Die Fahrt über den Barther Bodden und „Zingster Srom“ war bei mäßigem Wind zunächst wunderschön und bot viel Abwechslung, durch die unter Naturschutz stehenden Bodden-Inseln Oie und Grosse Kirr auf denen Kraniche und andere Zugvögel rasteten. Gleißend helles Sonnenlicht begleitete uns, aber mit zunehmendem Gegenwind und einer Schlechtwetterfront änderte sich das „angenehme“ Rudern, sodass wir nach der Durchfahrt durch die Meiningenbrücke – mit der neuen Hubbrücke und der stillgelegten Drehbrücke – nach dem Ostseebad Zingst mit Rückenwind zurück ruderten und die „Hammonia II“ in dem sicheren Hafen des Anglervereins über die Nacht vertäuten. Das ließ uns Zeit, für einen Besuch der Strandseite von Zingst und der 270 m langen Seebrücke.
Am dritten Tag wehte der Wind aus Süd-West und schränkte erneut den Bewegungsradius der Barke ein, denn es war zu riskant, parallel zu den Wellen zu rudern und daher musste die geplante Rundfahrt um den ganzen Barther Bodden stark verkürzt werden.
Beeindruckend war immer wieder, wie schnell sich das Wetter änderte. Auf gleißenden Sonnenschein folgten für kurze Zeit dunkle Wolken mit Regenschauern. Dabei litten die Steuerleute besonders unter dem Gegenwind, während die Mannschaft sich warm rudern konnte.
Alle Teilnehmer waren angetan von der für sie unbekannten und sehr naturnahen Landschaft der Bodden-Gewässer, die bei ruhigem Wetter eine Rudertour für Genießer ist, aber bei windigem Wetter auch erfahrene Wanderruderer heraus fordert.
*Reinicke, Rolf: Die Bodden – „Natur und Landschaft im Überblick“, aus der Reihe „Am Ostseestrand“, Hrsg. Deutsches Meeresmuseum Stralsund
Hans-Heinrich Busse
16. Dezember 2020 (19:39)
An die Barkenmannschaft,
es hat mich sehr gefreut, dass die Boddengewaesser zwischen Barth und Zingst euch gefallen haben. Es war klar bei der von uns durchgefuehrten Erkundung, dass die Ruderstrecken ganz von Wind und Wetter bestimmt sein wuerden. Aber ihr habt gezeigt wie eine erfahrene Barkenmannschaft damit klarkommen kann. Ein grosses Kompliment an eure Crew.