Vize-Europameister PR2 Mixed!

Nach einer soliden Vorbereitung mit mehreren Trainingslagern ging es für die Para-Ruderin Jasmina Bier zur Europameisterschaft am 22. April in Szeged, Ungarn.

Text: Jasmina Bier / Fotos: meinruderbild.de


Direkt aus der Wettkampfvorbereitung flog Jasmina Bier am 22.04. nach Ungarn, um zuerst die Klassifizierung zu absolvieren. Nach der vertagten Entscheidung bei der Ergo-WM sollte nun endgültig über die Para-Klasse entschieden werden. Groß war die Erleichterung, als nach der Klassifizierung am Dienstag die Eingruppierung als PR2 (Rudern mit Festsitz in stabileren Booten) feststand. Dem Start im PR2 Mixed Doppelzweier mit Paul Umbach (RC Nürtingen) stand damit nichts mehr im Weg.

Beim ersten Wassertraining am Mittwoch lernten die beiden am Vortag des Vorlaufes die Regattabahn in Szeged kennen. Bei der vor allem für Kanurennen genutzten Bahn wurde gut an Para-Sportler gedacht – so gab es eigene Lager näher am Wasser und einen behindertengerechten Steg für die „Paras“.

Im PR2 Mixed Doppelzweier, der einzigen paralympischen PR2 Bootsklasse, waren acht Boote gemeldet. Vier davon hatten sich noch nicht über die WM des Vorjahres für die Paralympics qualifiziert. Die EM sollte daher Jasmina und Paul einen ersten Vergleich im Hinblick auf die finale paralympische Nachqualifikation geben. Im Vorlauf am Donnerstag trafen die beiden gleich auf die Weltbestzeithalter und Weltmeister des Vorjahres aus Großbritannien. Nur die Vorlaufsieger würden direkt in das A-Finale einziehen. Die Taktik war daher, ein solides erstes gemeinsames Rennen ohne Spurts zu fahren und Körner zu sparen für den Hoffnungslauf am Folgetag. Mit diesem verhaltenen Rennangang landete das Duo zwar auf dem letzten Platz, konnte aber dennoch bei Schiebewind eine neue deutsche Bestzeit einfahren. Nun hieß es alles auf eine Karte zu setzen im Hoffnungslauf, um das A-Finale zu erreichen.

Nach dem Start lagen Jasmina und ihr Partner noch zurück und konnten auf den ersten 1000m nicht viel aufschließen zu den vorderen vier Booten. Mit einer stärkeren zweiten Hälfte mit mehreren Spurts konnten sie sich jedoch noch an Polen (WM-Bronze 2023) vorbeischieben und mit dem vierten Platz im Hoffnungslauf den letzten Startplatz im A-Finale ergattern. Das Rennen fühlte sich noch nicht nach dem geforderten „All out“ an, sodass die beiden darauf setzten, sich noch einmal steigern zu können.

Nach einem Tag Rennpause war das Ziel im A-Finale ,am Sonntag nicht Letzte zu werden, und sich am besten vor die Israelis zu schieben, die im Hoffnungslauf keine Sekunde Vorsprung hatten und potentielle Konkurrenten bei der Nachqualifikation sind. Stärkerer seitlich-wechselnder Gegenwind ließ schon am Start ein anspruchsvolles Rennen vermuten. Doch mit einer verlängerten Startphase konnte der deutsche Doppelzweier diesmal besser mit den anderen Booten mithalten, was mit dem 4. Platz nach den ersten 500m belohnt wurde. Im Rennverlauf hatten Jasmina und Paul allerdings mit technischen Problemen zu kämpfen und fielen etwas zurück. Bis auf die deutlich vorausfahrenden Briten und die Franzosen mit einem schnellen Start blieb das Feld eng zusammen. Jasmina und Paul hielten sich bis zur 1500m Marke noch am Ende des Feldes. Dort wendete sich das Blatt langsam: Während andere Boote dem Wind Tribut zahlten, konnten sich die Deutschen auf ihre Spurtqualitäten verlassen und schoben sich an den Israelis vorbei. Im Endspurt wurde noch einmal alles gegeben, und von der als ungünstiger eingestuften Außenbahn ließen die beiden auch Frankreich und die Niederlande hinter sich. Großbritannien lag unaufholbar vorne. Auf den letzten Metern schob sich der deutsche Bugball aber noch vor den der Ukrainer. Erst nach dem Ziel bemerkten die beiden, dass sie eine Medaille geholt hatten. Auch die anderen Boote wurden überrascht von Jasminas und Pauls Silbermedaille bei der EM – ihrer ersten gemeinsamen Regatta.

Nun bereiten sich die beiden in Ratzeburg vor auf die finale Nachqualifikationsregatta in Luzern vom 19. – 21.05. Dort werden die letzen beiden Paralympics Tickets für dieses Jahr vergeben.

Der Moment, in dem die Beiden sich ihrer Platzierung im Finale bewusst wurden

Konzentration am Start

Technisch ist noch Einiges zu verbessern

2 Replies to "Vize-Europameister PR2 Mixed!"

  • arthur heyne
    6. Mai 2024 (7:12)
    Reply

    guten tag an die HANSA, und glückwunsch zu dem erfolg. vom PARA-rudern hab ich keine ahnung, darf ich mal was fragen (mein hobby sind die hebel und winkel beim rudern…):
    – mit welcher riggung (hebel, DA, IH, AH) rudert ihr im PR2?
    – warum sollen das „breitere boote“ sein? falls dies nicht originär der behinderung geschuldet ist, sehe ich den grund nicht. im rennboot kann ich auch mit festem rollsitz rudern.
    besten dank.

    • Sönke Jensen
      9. Mai 2024 (15:41)
      Reply

      Die Riggerung hängt sehr stark von den Individuellen Voraussetzungen ab; da gibt es nicht wirklich Standards wie im olympischen Bereich. Die breiteren Boote sind einfach eine Sicherheitsmaßnahme. Es gibt auch AthletInnen mit Querschnittslähmung, die evtl. nicht so gut schwimmen können. Daher fahren aus Gründen der Fairness alle mit den breiteren Booten.


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