Ein Australier bei der Hansa, oder: Wie ein T-Shirt uns ein ganz besonderes Training bescherte


En Bericht von Pauline Schiesswohl. Fotos: Walter Schiesswohl

Die Geschichte beginnt eigentlich damit, dass mein Bruder nach dem Abitur zwei Jahre in Melbourne lebte. Er ruderte dort für den Mercantile Rowing Club, wo James Rook, genannt „Rookie“, als Steuermann aktiv war.

Im Jahr 2017 wurde Rookie Mitglied der australischen Nationalmannschaft und steuerte den Achter der Männer bei den Weltcups und der WM in Sarasota. 2018 änderte die FISA das Reglement: Jtzt war es möglich, dass Frauen im Männerbereich und Männer im  Frauenbereich steuern können. Rowing Australia nahm diese Option sofort wahr, und aktuell steuert eine Frau den Männerachter und Rookie den Frauenachter.

Letztes Jahr gewann er mit seinem Team bei der Henley Royal Regatta, und sogar die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften in Ploviv. Nach der WM besuchte er uns in Hamburg, im Gepäck hatte er unter anderem ein T-Shirt für mich.

Und so fing es an

Ihr alle kennt vermutlich diese Shirts mit dem Aufdruck des „Kafue River & Rowing Centre“ auf den Ärmeln, welche die Ruderer bei Worldrowing Wettkämpfen tragen.

Genau dieses T-Shirt hatte ich kürzlich beim Training an, und Max wollte natürlich wissen, wie ich denn zu einem Shirt käme, das es nur für Sportler bei Weltcups und Weltmeisterschaften gibt.

Meiner Erklärung, dass es von Rookie stammt, und dieser in der folgenden Woche wieder einige Tage bei uns in Hamburg sein würde, folgte prompt die spaßige Bemerkung, dass er dann doch einmal unseren Achter steuern könnte. Dann passierte das, womit Max überhaupt nicht gerechnet hätte. Wir kontaktierten Rookie, erzählten von der Idee, und hatten nach kurzer Zeit folgende Nachricht im Postfach:

„Ahhaha I would love to, that would be fun!“

Tatsächlich war es seine ziemliche Überraschung für Max, immerhin eine sehr positive, und kurz danach hatten wir in unserer Gruppe den Hinweis: Mittwoch, rudern im Achter mit Gaststeuermann.

Da standen wir also, acht Mädels, und wussten nicht wirklich was uns erwarten würde. Ein Steuermann der nur Englisch spricht und auch kein Wort Deutsch versteht, der es gewohnt ist mit Sportlerinnen auf höchstem Niveau zu rudern, und wir, mit einer mickrigen Saison Erfahrung im Riemenbereich.

Wir wollten uns auf keinen Fall blamieren, zugegeben, in den ersten Minuten auf dem Steg waren wir für unsere Verhältnisse sehr still. Allerdings zeigte sich sofort, dass alle Zweifel unbegründet waren. Rookie ist ein lustiger, sehr entspannter Typ, gepaart mit einer großen  Professionalität was das Rudern betrifft.

Nach einer kurzen Ansprache von Max, einem Austausch von Trainer und Steuermann ging es Schlag auf Schlag. Boot raus, ab ins Wasser, einsteigen und ab auf die sehr unruhige Außenalster.

Die Kommandos klappten bald, der gesamte Achter war aufmerksam und konzentriert. Rookie hatte, mit einer Mischung aus einer gewissen Lässigkeit aber gleichzeitig mit Autorität und Präsenz das Boot nach kürzester Zeit „im Griff“.

Zwar gab es immer mal wieder kleine Probleme bei der Verständigung, aber als wir uns alle an die neue Situation gewöhnt hatten, fing das Boot an richtig zu laufen. Von Beginn an spürten wir Rookies Erfahrung, und wir verbesserten uns von Meter zu Meter. Gemeinsam schafften wir es, auch als zusammengewürfelte Truppe ein richtiger Achter zu sein.

Das Wetter wurde mit der Zeit richtig unangenehm, trotzdem verging die Trainingseinheit wie im Flug, und am Ende schafften wir es auch, schwierigere Übungen zu fahren.

Da war von Max auch mal ein: „Das haben sie bei mir noch nie gemacht“ zu hören, was uns natürlich alle, auch Rookie nachdem wir es ihm übersetzt hatten, zum Lachen brachte.

Ich denke, wir haben alle etwas gelernt. Vor allem war es eine tolle Erfahrung und gleichzeitig eine Motivation mit so einem guten Steuermann im Boot zu sitzen. Hoffentlich bietet sich irgendwann wieder eine solche Gelegenheit.

Am Ende nochmals Glückwünsche an Rookie, der ja eine Silbermedaille von der WM in Linz und die Qualifikation für Tokio im Gepäck hat!

AUS Cox

Das kann Crocodile Dundee garantiert nicht: James Rook, genannt „Rookie“, steuert derzeit den sehr erfolgreichen Australischen Frauenachter. Auf der Alster folgte er der Einladung der HANSA-Mädels.

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Rookie hatte mit Autorität und Präsenz das Boot schnell „im Griff“.

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Die Kommandos klappten bald, der gesamte Achter war aufmerksam und konzentriert.

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Gemeinsam schafften wir es, auch als zusammengewürfelte Truppe ein richtiger Achter zu sein.

 

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