Auf die Krückau und zurück

Kristjan hat eine kleine, aber feine Wandertour auf der Elbe organisiert und ist mit zehn HANSA-Mitgliedern und sechs Elmshorner-Ruderfreunden auf die Krückau gefahren, ein ganz anderes Ruderrevier als wir es sonst kennen.


Als vor drei Wochen der Vorschlag zur Wanderfahrt auf die Krückau eintraf, mussten sich viele erst einmal orientieren. War das nicht irgendwo in der Nähe von Elmshorn? Die Älteren kennen den kleinen Fluss und erinnern sich sehr wohl, dass die Krückau bis in die 1970er Jahre als einer der schmutzigsten Gewässer in Deutschland galt.

Der 37 Kilometer lange, in die Elbe mündende Fluss, war einst das Rückgrat der industriellen Entwicklung von Elmshorn und machte den Ort sogar einst zur Walfängerstadt. Doch zu Kriegszeiten flossen die Abwässer aus Färbereien in die Au. Blutrot floss der Auslass von Fleischfabriken flussabwärts, und auch Gerbereien und Hefefabriken entsorgten alles in den Elbenebenfluss.

Heute ist das alles Geschichte: Längst hat die Krückau ihre Bedeutung als industrieller Nebenfluss verloren, und der Hafen wird nur noch von Freizeitschiffen angelaufen. Das umliegende Marschgebiet hat sich zu einem idyllischen Lebensraum entwickelt, unter anderem für seltene Arten wie das Neunauge und den Eisvogel. Für Ruderer interessant: Als tideabhängiges Gewässer zeigt sich die Krückau bei Ebbe und Flut jeweils von einer ganz anderen Seite.

Wie die Tour zustande kam

HANSA-Mitglied Kristjan Kristansson hatte die Wochenendtour vorgeschlagen; Ziel sollte der Elmshorner Ruderclub sein. „Meine Verbindung zum Elmshorner Ruderclub ist dadurch entstanden, dass mein Sohn Kjell 2019 mit dem Rudern in Elmshorn begonnen hat“, erzählt er. Kristjan hatte seinen Sohn dort hingebracht und abgeholt, dabei fiel ihm die sehr freundliche Atmosphäre im Ruderverein auf. „Es gab ein schönes Bootshaus und ein interessantes Ruderrevier direkt vor meiner Haustür“, sagt er. „Ich habe mich gefragt, warum ich nicht auch auf der Krückau rudern sollte, und bin im Januar 2020 dem ERC 09 beigetreten.“

Kristjan lebt mit seiner Familie seit 2005 in Tornesch, nur zehn Kilometer vom ERC 09 entfernt. Seit 2004 war er bei der Ruderriege Rot-Gelb und seit 2017 dann bei der Ruder-Gesellschaft HANSA. „Durch die Coronabeschränkungen bin ich im Frühjahr 2020 dann mehr auf der Krückau als auf der Alster gerudert und habe das Revier und vor allem die Ruderkameradinnen und Kameraden beim ERC kennen und schätzen gelernt“, berichtet er. „Meinen Hamburger Ruderkameraden wollte ich gerne das besondere Ruderrevier auf der tideabhänhigen Krückau zeigen und für den ERC 09 eine Verbindung zur RG Hansa aufbauen.“

So entstand die Idee für eine Tour von der Schönen Aussicht nach Elmshorn und wieder zurück. Gesagt, getan: Nach kurzer Planung, dem passenden Tidefenster und Wetterstand ging es am 14. und 15. August auf die kleine, aber feine Wandertour. Zwei der bewährten HANSA-Wanderruderboote und ein gesteuerter Zweier wurden reserviert, der Zweier kam nachträglich dazu, weil drei Elmshorner gerne die Strecke durch den Hafen und an der Elbe mitfahren wollten. An Bord waren Petra und Peter Westphal (Vorsitzender) sowie Timm Westphal. Ein kleiner Familienausflug sozusagen.

Ein Tour auf der Elbe mit grandios weitem Himmel.
Die Mannschaft zum Start zusammen mit drei Elmshorner Ruderfreunde.

Bestes Wetter noch bei der Fahrt durch den Hafen.
Schnell Blankenese und Wedel erreicht.
Der Zweier schafft Wind und Wellen ohne Probleme. Kristjan sitzt am Steuer.
Der Tidenhub setzt Segel- und Motorboote auf Grund, der Schlick ist jetzt gut sichtbar.
Auf der Terrasse des Elmshorner Ruder-Clubs gibt es einen beeindruckenden Blick auf den Garten und die Marschlandschaften.
Sonntags geht es zurück, die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen.
Kleiner Zwischenstopp am Falkensteiner Ufer zum Beinestrecken und essen.

Samstags auf der Hinfahrt

Samstagfrüh ging es los: Ab durch die Rathausschleuse und die nachfolgende Schaartorschleuse, durch den Hafen, zwischen den Ausflugsdampfern und Fähren, am Elbstrand und Blankenese vorbei, raus auf die Elbe. Das Wetter war wie häufig im Norden sehr wechselhaft, mal Sonne, mal Nieselregen, dann wieder Sonne.

Hinter dem Falkensteiner Ufer frischte der Wind merklich auf, und wir waren doch froh, so stabile Boote zu haben. Wer die Elbe berudert, gewinnt sehr schnell großen Respekt vor den Kräften der Natur, die uns mit Wellen und Strömung oft genug in Bedrängnis brachten. Da gehört es zur Pflicht, in jedem Boot mehrere Pütze dabei zu haben. Denn es lässt sich kaum vermeiden, dass die Wellen über die Bordkante schwappen und im Nu das Boot vollläuft. So waren die Steuerleute fleißig am Wasserschöpfen.

Irgendwann ging es mit unseren Booten nach Steuerbord in die Krückau, zunächst durch das 1969 erbaute Sperrwerk. Gut sichtbar war der gezeitenabhängige Wasserstand. Wegen der starken Verschlickung ist der Fluss nur noch für kleine Freizeitboote befahrbar. Wenn das Wasser der Elbe reindrückt, steigt der Pegel recht schnell, und so fuhren wir zusammen mit der einlaufenden Tide rund elf Kilometer in Richtung Elmshorn bis zum Steg des ERC09.

Das neue Vereinshaus liegt an einem großzügigen, parkähnlichen Grundstück und ist wegen des Wassers auf Stelzen errichtet worden. Von der großen Terrasse im zweiten Obergeschoß aus blickt man auf die umliegenden Marschlandschaften und auf den Lauf der Krückau und freut sich über ein kühles Getränk nach der Anstrengung.

Und Sonntags wieder zurück

Auf dem Rückweg am nächsten Tag wurde getauscht: Am Sonntag sollten Peter Thöl, Hans Markus Sander und Ergo-Weltrekordhalter Malte Hein zurückrudern. Als die Krückau genug Wasser hatte, legten wir vom Steg ab und fuhren langsam mit der Tide wieder in Richtung Elbe. Auf dem Fluss selbst mussten wie häufig pausieren, denn wir waren zu früh dran. Noch hatte die Tide nicht gedreht, und wir wollten nicht unnötig lang gegen die Strömung anrudern.

Als es endlich so weit war war, ging es mit der Strömung so schnell wieder nach Hamburg, dass es eine wahre Freude war. Der Wind flaute ab und die Sonne zeigte ihr freundliches Gesicht. Bei solchen Bedingungen geht einem das Ruderherz auf, die Welt gehört mir!

Erst gegen 20 Uhr ruderten wir endlich auf die Außenalster, und es ging ruhig und gemütlich zurück zum Steg der HANSA. Mit der Ankunft ist es natürlich noch nicht vorbei: Die Boote mussten entladen und richtig geputzt werden und zum Schluss ordentlich in der Halle verstaut werden. Doch mit vielen Händen ging auch diese Arbeit schnell vorbei. Unser Glück, dass Gastro-Wirt Christian noch da war und extra für uns länger blieb. So konnten wir am Ende die Beine auf der Terrasse ausstrecken, die untergehenden Sonne bewundern und uns ein kühles Bier gönnen. Schöner geht es nicht! Danke Christian für dein Entgegenkommen.

„Im nächsten Jahr freue ich mich darauf, die Tour zu wiederholen“, sagte Kristjan zum Abschluss. „Wer Lust hat, mal ein ganz anderes Ruderrevier direkt vor den Toren Hamburgs kennenzulernen, ist herzlich nach Elmshorn eingeladen.“ Das mal ein Wort!

Jakob steuert, Achim und Stefan legen sich ins Zeug.
Eine echte Ausnahme: Eine reine Männertruppe bei der Rückfahrt.

3 Replies to "Auf die Krückau und zurück"

  • Michael
    31. August 2021 (11:30)
    Reply

    ’nach der Fusion‘ es gab nie eine Fusion zwischen der RGH und Rot Gelb

  • Jean-Marc Göttert
    31. August 2021 (11:33)
    Reply

    Danke, richtiger Hinweis. Ich habe den Text angepasst an der Stelle.

  • Hans-Heinrich Busse
    14. September 2021 (10:41)
    Reply

    Moin, moin, Wanderrudertruppe,
    was wären wir ohne Jean-Marc und seine Berichte? Für den Krückau-Bericht habe ich mich bereits bedankt, weil wir den ERC schon lange Zeit kennen und mit einigen Ruderern schöne Fahrten auf der Krückau abwärts, auf die Elbe nach Krautsand und dann mit dem Flutstrom um die Rhinplatte in die Glückstädter Nebenelbe bis Kolmar und dann wieder in die Krückau aufwärts. Mit Elmshornern waren wir in der Camargue (Le Grau du Roi), in Polen, in LT,LV und EE dh im Baltikum und in Finnland auf dem Saimaasee. Ein richtiger Familienclub, total sympathisch und immer einen Besuch wert!!!.


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