Die RG HANSA gedenkt zwei der erfolgreichsten Ruderer
Mitte der 50er Jahre hatte der Achter der HANSA einen sehr gut Ruf. Die Mannschaft um den renommierten Trainer Walter Gleisberg war auch jenseits des Wassers ein eingeschworenes Team. In diesem Jahr sind zwei Ruderer des legendären Achters verstorben.
Text: Uwe Grevemeyer
Dieses Jahr verabschieden wir uns von
- Rudolf (Rudi) Lippold, * 3. August 1923 , † 21. August 2015, er wurde 92 Jahre alt sowie
- Lübbert Kok, * 8. Oktober 1934, † 28. September 2015 mit 81 Jahren.
Auf der gesamtdeutschen Meisterschaft in Berlin Grünau errangen sie hinter Köln 77 und Vorwärts Berlin nach einem furiosen Finish den dritten Platz. Es war denkbar knapp: Die drei Boote gingen innerhalb von 5/10 Sekunden durchs Ziel. Köln 77 wurde im gleichen Jahr Dritter bei der Europameisterschaft. Auch an die Kämpfe und zweiten Plätze der Rennen im Senats- und Schiffahrtsachter gegen Pennsylvania (Henlysieger + weltbester Achter 1955) auf der Alster erinnern wir uns gern.
Damals schrieb das Hamburger Abendblatt am 11. August 1955: „Trainer Walter Gleisberg hat aus diesen acht Ruderern eine Einheit geschaffen, die mit ihrem Kernstück, den Olympioniken Manchen/Heinhold, im Boot heute eine europäische Spitzenmannschaft darstellt.“

Der legandäre Achter von 1955: Rudi Lippold auf 5 und Lübbert Kok auf 3. Walter Gleisberg trainierte das Team.
Rudi Lippold ruderte seit 1947, vermutlich sogar früher, und war bis 1951 als NRB-Festsitz-Ruderer beim ARV Vorwärts aktiv (heute ARV Hanseat). Drei Jahre in Folge (1949 bis 1951) war er mit seiner Mannschaft Hamburger Meister im Sechser- und Vierer-Werry. Er gewann damit endgültig den Pokal des Hamburger Senats.
Danach ruderte Rudi auf einem Rollsitz, im kippligen Rennboot – er trainierte von 1952 bis 1955 bei der RG HANSA, bis er Hamburg aus beruflichen Gründen verließ. Nach seiner Rückkehr, trat er wieder bei seinem Stammverein ein, dem heutigen ARV Hanseat.
Lübbert Kok kam vom SRV St. Jürgen und gewann 1953 den deutschen Schülerbesten-Vierer mit Egon Hering, Alfons Radikowski (Schlagmann und Bugmann des 1955er Achters) und Manfred Rautenberg. Auch Hans-Heinrich Busse und Horst-Uwe Süss, kamen rund zehn Jahre später vom Schüler-Ruderverein St. Jürgen zur HANSA. 1954 begannen Lübbert, Egon und Alfons bei uns als Jungmannen und blieben die ganze Saison mit ihrem Achter ungeschlagen.
1955 stießen die beiden Vegesacker Olympioniken Heinz-Joachim Manchen und Helmut Heinhold (auf Platz 7 und 6 im Achter) zur HANSA. Sie hatten bereits 1952 die Silbermedaille im gesteuerten 2er in Helsinki gewonnen. Trainer Walter Gleisberg formte daraus einen schlgakräftigen Achter, also zusammen mit den vorerwähnten Ruderern auf den Plätzen 1, 3, 5 und 8 sowie den beiden erfahrenen HANSA-Ruderern Erland Giese ( auf 4) und Pit Martensen (auf 2).
Inzwischen sind sieben Ruderer des legendären Achters sowie der Steuermann verstorben. Zu Egon Hering und Alfons Radikowski ist uns der Kontakt leider verloren gegangen. Sie sind vermutlich von Hamburg weggezogen.
Rudi und Lübbert werden für immer in unserer Erinnerung weiterleben.
Gerd Henze
16. November 2015 (12:12)
Wir “ Alten “ können uns noch sehr gut an diesen grandiosen Achter und dessen harte Kämpfe auf der Alster gegen den US-Achter erinnern. Es gab damals am Sonnabend den Schiffahrtsachter und am Sonntag den Senatsachter. Den Preis übergab selbstverständlich der 2. Hamburger Bürgermeister. Die Rennen fanden auf der Außenalster statt und endeten vor unserem Boothaus. Dort war das Ziel.
Seinerzeit wurde auch noch ein 3-Nationen-Achterrennen zwischen der Schweiz, Österreich und Deutschland ausgetragen. Der HANSA_Achter siegte damals.
Dieser Achter war der erste und letzte große 1.Senior-Achter der HANSA. Danach kam außer LGW- Mannschaften quasi nichts mehr. Heute messen sich international nur noch sog. “ National-Achter „, siehe “ Deutschland-Achter“, das sind Renngemeinschaften. Reine Vereinsboote wird es wohl in Zukunft nie mehr geben.
Cord Filter
4. September 2018 (13:59)
1953 kam der komplette, erfolgreiche Schülerachter von St.Jürgen zu uns. Der daraus entstandene Jungmannachter war ebenso erfolgreich unter Walter Gleisberg. Später hat man Lippold, Claus, Manchen, Heinhold, Erland Giese gemischt mit den Erfolgreichen Jungmannen, bzw. Junioren, mit Lübbert Kok, Egon Hering und Radikowski.
Den Jungmannachter habe ich oft abends gesteuert. Gleisberg stand wie eine Statue in seinem langen Mantel und Schirmmütze vorn in der Barkasse „Klein Jumbo“, die von Walla Walla gesteuert wurde. Mit einer 1m langen Flüstertüte brüllte er die Kommandos zu den Ruderern. Zu überhören war er nicht und sein Stil gibt heute noch Anlass zum Schmunzeln. Aber er war erfolgreich !